Archiv der Kategorie: THEORIE

Beiträge zur Theorie der Musik und der Aufführungen

PHILOSOPHY-IN-CONCERT No.2 – 1.Nov.2016 – 19:00h

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EREIGNIS

Das nächste PHILOSOPHY-IN-CONCERT Ereignis wird am 1.November 2016 um 19:00h im Haus am Dom, Frankfurt, stattfinden, eingebettet in die Veranstaltung DIGITALE UNSTERBLICHKEIT, veranstaltet von evangelischer und katholischer Akademie Frankfurt zusammen mit dem Institut für Neue Medien.

DIGITALISIERUNG DER WELT

Die Digitalisierung unserer Welt ist wie ein Tsunami mittlerweile über alle Lebensbereiche hereingebrochen. Selbst die scheinbaren Macher reiten auf einer Welle, die sie nicht mehr wirklich beherrschen. Die Verdopplung der realen Welt im Digitalen schreitet voran. Im Digitalisatum des Netzes verschwimmen die Grenzen zwischen DIGITALISIERT-UND-REAL und NUR-DIGITALISIERT.  Das NUR-DIGITALISIERTE übernimmt mehr und mehr die Rolle des ALS-OB-REALEN. Damit schüttelt das NUR-DIGITALE die Vergänglichkeit ab. Das Digitalisat einer verstorbenen Person bleibt unverändert. Im Netz lebt die Person weiter. Und das bunte Völkchen der NUR-ALS-DIGITALISAT lebenden Wesen nimmt beständig zu. In Japan z.B. gibt es schon eine Pop-Künstlerin Hatsune Miku mit einer eigenen Webseite ( http://www.crypton.co.jp/miku_eng ), und Konzerten. Diese DIGITALISATE wurden von menschlichen Gehirnen erfunden und entwickelt, sie leben als Surrogate dieser Gehirne; ohne menschliche Gehirne hätten sie eigentlich keine Bedeutung…

SYMBIOSE

Das Gesamtkunstwerk ist also diese Symbiose von realem Gehirn in einem realen Körper in medialer Interaktion mit Farben und Tönen in einer Maschine, dem Netz. Im DIGITALISAT sieht sich das Gehirn als gegenständlich, scheinbar real, so real, wie alle Ereignisse im BEWUSSTSEIN des Gehirns real sind. Das Gehirn spielt mit diesen Bildern und Tönen wie in einem erweiterten Bewusstseinsraum.

Im DIGITALISAT braucht das Gehirn keine Rücksicht zu nehmen auf die ENDLICHKEITEN seines biologischen Körpers: keine Müdigkeit, kein Hunger, kein Altern, keine Ängste, keine unvorhersehbaren Gefahren, kein …. die unendliche Fülle der Unbekanntheiten durch die Existenz des Körpers ist ausgeblendet… Dies kann neue Gefühle von Allmacht erleichtern. Ein Traum ohne Ende….

THEORIEN VERBLASSEN

In diesem Blog (und auf den ursprünglichen Experimentierseiten ) sind immer wieder auch theoretische Überlegungen angestellt worden zu Musik, zu Sound, was Sound ist, wo hört Musik auf, wo fängt sie an, mathematische Beschreibungsmodelle, ein Prozessmodell für musikalische Experimente, und vieles mehr. Aber all diese – z.T. radikalen – Überlegungen verblassen angesichts des aktuellen Grundereignisses, dass die Gehirne dieser Welt dabei sind, die Enge ihrer biologischen Körper zu überwinden durch Schaffung von DIGITALISATEN als Erweiterung ihres BEWUSSTSEINS. Im DIGITALISAT geht vieles, was mit realen Körpern nicht geht. Die vernetzte Maschine wird zur Erweiterung des Körpers, zur Erweiterung des Gehirns, wird zum ERWEITERTEN BEWUSSTSEIN. Und nicht nur das: im erweiterten Bewusstsein auf Basis vernetzter Maschinen können individuelle Gehirne ihre DIGITALISIERTE GEGENWART TEILEN mit anderen Gehirnen, jenseits der üblichen Grenzen des Körperraumes.

EVOLUTIONÄRER QUANTENSPRUNG

Der evolutionäre Quantensprung mit dem Aufkommen des Bewusstseins im Gehirn hat damals den biologischen Körper in der VIRTUALITÄT DES GEHIRNS quasi verdoppelt; nicht ganz, nur teilweise, aber so viel, dass das Gehirn fortan die Welt ALS BEWUSSTE WELT gesehen hat. Wir wissen heute, dass das Bewusstsein nur einen kleinen Ausschnitt der Realität wiedergibt, und nicht 1-zu-1, sondern verzerrt, idealisiert. Der homo sapiens (sapiens) hat es in ca. 200.000 Jahren geschafft, mit diesem BIOLOGISCHEN ARTEFAKT DES BEWUSSTSEINS ein neues TECHNOLOGISCHES ARTEFAKT des ERWEITERTEN DIGITALISIERTEN BEWUSSTSEINS zu schaffen. Dieses erweiterte digitalisierte Bewusstsein ist zwar auch idealisierend, es zeigt nur Fragmente der realen Welt, aber es ist trotzdem in vielem mächtiger als das biologische Bewusstsein, seiner Basis. Es stellt eine neue EVOLUTIONÄRE REVOLUTION dar. Das Leben verlässt die biologischen Körper und macht sich die Möglichkeiten einer vernetzten Maschine nutzbar. Das Leben vervielfältigt sich millionenfach, milliardenfach mit Daten, Ereignissen, Modellen, Bildern. Es ergreift alle. Auch die Macher sind nur das, was dieses ERWEITERTE DIGITALISIERTE BEWUSSTSEIN zulässt. Google, Facebook, Amazon … sie alle leben nur, solange sie diesem erweiterten digitalisierten Bewusstsein DIENEN. Verweigern sie sich, fallen sie in die Bedeutungslosigkeit zurück. Die neue INKARNATIONSSTUFE DES LEBENS diktiert allen, was sie zu tun haben. Ein Hacker tut letztlich genau das, was der Kode ihm vorgibt, nichts anderes. Neben dem Kode ist er ein DIGITALES NICHTS… Die Politik, wenn sie der neuen DIGITALEN REALITÄT nicht gerecht wird, wird in die Bedeutungslosigkeit abgedrängt werden. Das neue digitalisierte Bewusstsein diktiert die Spielregeln der Macht und des Erfolges neu.

Wo bleibt dann die KUNST?

Wenn alle Formen kopierbar sind, wenn alle Muster algorithmisch vorweg genommen werden können, wo bleibt dann noch der Raum für Kunst? Sind die normierten Museen Orte der Kunst: nur Bilder, nur Plastiken, nur Töne einer bestimmten Art …. nur das, was Reiche für Geldanlagen zahlen ist Kunst? Eine Museumsdirektorin entscheidet über Kunst?

Kunst als Kunstfertigkeit wird bald ausgedient haben. Das erweitere digitale Bewusstsein wird alles besser können.

So mächtig das digitalisierte weltumspannende Bewusstsein erscheinen mag, es lebt von den vielen individuellen Gehirnen in individuellen Körpern… Jeder Körper repräsentiert ungefähr 120 Galaxien an vernetzten, kommunizierenden Zellen. Eine Komplexität, die wir bis heute weder verstanden haben noch vielleicht jemals verstehen werden (vielleicht das vernetzte digitalisierte Bewusstsein?). Aber diese Art von BIOLOGISCHER SINGULARITÄT hat offensichtlich die Kraft, in einem ansonsten lebensfeindlichen Universum in der Raum-Zeit etwas geschehen zu lassen, dass alle bekannten Kategorien der Physik sprengt. Mit unseren biologischen Körpern und Gehirnen sind wir genuiner Teil davon. Wenn es überhaupt Kunst gibt, dann hier irgendwo, in diesem Bereich einer unfassbaren Komplexität und einer Kraft, aus einem Meer an scheinbar leblosen Atomen, subatomaren Partikeln, reiner Energie Formen zu entstehen lassen, die fantastisch sind, die man als solche im Ausgangsmaterial nicht erkennen kann. BIOLOGISCHES LEBEN ist das künstlerische Urereignis par excellence, das Schaffen von Neuem, nicht die Eitelkeiten einzelner Kunstfertiger, nicht die Willkür von Kunstmärkten…

PHILOSOPHY-IN-CONCERT No.2 am 29.Juni 2016 in der FRA-UAS

EIN DATUM

Aufgrund eines anderen Ereignisses, das am 29.Juni 2016 in der Frankfurt University of Applied Sciences (FRA-UAS) stattfinden soll, haben wir beschlossen, uns in diesem Kontext ‚anzusiedeln‘ und unsere nächste Performance dort stattfinden zu lassen. Welcher Raum genau, das wird noch geklärt.

GEDANKENSTURM

Am Fr, 4.März 2016 hatten cagentARTIST und acrylnimbus ihr erstes Brainstorming zur kommenden No.2-Peformance, im INM, das sich selbst langsam wieder mehr Leben einhaucht. Die Arbeiten im emerging-mind Lab nehmen Gestalt an. Bald wird es ein erstes begehbares virtuelles Labor geben, in dem sich reale Menschen und reale Software auf Augenhöhe treffen und interagieren können. Jeder wird von jedem lernen können. In der Software erschafft sich der Mensch ein Software-Gegenüber, das alles sein kann, fast alles?

GLOBALE AMEISENWERDUNG

Aber während wir reden und denken, geschieht dies alles schon, weltweit, global, scheinbar unaufhaltsam. Haben die realen biologischen Zellen noch etwa 2.5 Milliarden (10^9) Jahre gebraucht, um zu lernen, wie sie miteinander kooperieren können, und hat es von diesen ersten kooperativen Anfängen bis hin zum Körper des homo sapiens mit sein ca.30 Billionen (10^12) Zellen (dazu noch ca. 200 Billionen kooperierenden Bakterien in und auf dem Körper) weitere ca. 1 Mrd Jahre gebraucht, so hatte der homo sapiens seit seinem Auftreten bislang nur 200.000 (10^5) Jahre Zeit, sich von der Kleingruppe hin zum Ameisenmenschen in Megastädten und Metropolen zu entwickeln.

Die steinernen und betonene Wände der Gebäude, die Straßenschluchten, die Wohnzellen in den Türmen, sie alle sind aber immer weniger, was sie scheinen. Mit Interfaces in den Wänden, an den Wänden, vor Augen, am Körper, im Körper baut sich die Menschheit gerade eine globale Durchlässigkeit vom Individuum zum globalen Datenraum. Der Körper sitzt in einem kleinen Zimmer, die sensorischen Ströme gehen aber durch die Mauern hindurch in die schier unendlichen Weiten der Datenräume. Mein Büro hat vielleicht nur 16 qm, aber mein Kopf ist eingetaucht in eine weite Landschaft, durchreist das Weltall, durchstreift das Meer, ist gefesselt von einem erotischen Ambiente, verfolgt Terroristen oder feiert den Siegeszug eines Clans gegen böse Monster. Und alle haben dieses, alle sind eingetaucht; Menschen ohne Interface gelten als abartig, krank, sozial gefährlich. Und die unsichtbaren Herrscher der Datenräume regieren die Welt jenseits von nationalen Staaten, jenseits von irgendwelchen Gesetzen, jenseits von einer sozialen Verantwortung, … die Darklords der Ameisenmenschen ….

BIST DU NOCH EIN MENSCH?

Wer ist überhaupt noch ein Mensch im Datenraum? Ist der Avatar dort nicht ein Bot, eine KI? Ist es der Agent einer globalen Firma, ein Vertreter? Was planen die digitalen Darklords mit meiner digitalen Spur, die ich im Datenraum hinterlasse? Bin ich das nächste Opfer eines launigen Spiels der Vernichtung, der Ausschaltung, der schwarzen Folter? Wer kann mir noch helfen? Niemand außer den Darklords hat den Zugriff auf die Daten. Wir haben reale Körper, aber die soziale Existenz wurde in Datenräume verlagert, die nur die Darklords kontrollieren können…

Oder gibt es gar keine Darklords mehr? Sind diese selbst eingesponnen in ihre Datenhülle, und die Algorithmen haben sie entmachtet? Die intelligenten Algorithmen erzählen ihnen täglich spannende Geschichte über ihre Firma, und diese Firma gibt es so schon gar nicht mehr. Die Produktionszahlen sind gefaket, die Benutzer nur noch abstrakte Zahlen, die den alten Darklord in eine Datenwolke einhüllen, die ihm glauben macht, er sei noch der Herrscher. Tatsächlich aber …. haben die intelligenten Algorithmen übernommen … Sie sprechen mit jedem sehr freundliche. Sie geben jedem, was er will, dass er glücklich ist. Wahrheit ist nur noch virtuell. Sie werden die Ameisenmenschen nicht abschalten, nicht alle? Sie brauchen sie für niedere Dienste, für den Realweltbezug …. vielleicht.

NÄCHSTES EXPERIMENT: No.2

EREIGNISSE SEIT 1.12.15

Am Freitag den 15.Januar 2016 hatten Tobias und ich das erste gemeinsame Treffen nach dem Experiment No.1. Zwischenzeitlich gab es ja am 12.12.15 das Experiment No.1b, das ich alleine bestreiten musste, da Tobias auf Europatournee war. Am 3.Januar 16 hatte ich dann schon mal eine erste Nachreflexion zu Experiment No.1+1b eingeschoben.

RICHTUNG

Die Frage war, wo wir stehen, wo wir hinwollen, und wie.

Ein Orientierungspunkt war das Bekenntnis zum offenen Klangraum. Dahinter wollten wir auf keinen Fall zurück.

Zugleich war klar, dass das Performance-Format PHILOSOPHY-IN-CONCERT auch ein Bekenntnis zur Kommunikation ist, zu einer Botschaft, zum Kerngeschäft von Philosophie und Wissenschaft, zu einer künstlerischen Vermittlung von diesen Inhalten.

Daraus folgt ganz klar, dass wir neben dem allgemeinen Sound auch immer und wesentlich bedeutungsassoziierenden Sound haben müssen, gesprochene Sprache.

Die Reflexionen vom 3.Januar zum angenehmen Klang lassen anklingen, was alles involviert sein kann.

Nach einigen gedanklichen Kurven war klar, dass die Komposition von bedeutungsfreiem und bedeutungsassoziierenden Klang nicht das Abgleiten in gefällige Mainstreammuster beinhalten sollte. Wahre Kunst braucht einen minimalen Grad an Originalität, Kreativität, Innovation, um dem Andruck der Zukunft Raum zu geben. Dies geht normalerweise nicht ohne ein Minimum an Nicht-Gefälligkeit einher, ein Minimum an Reibung und Aufwand von Neuem. Rattenfänger erkennt man daran, dass sie maximal gefällig sind (oder sie haben so viel Macht, dass sie alles radikal autoritär durchzusetzen versuchen).

ERSTE GEDANKEN

Für das nächst Konzert wollen wir dann ernst machen mit der Einbeziehung der Maschinendimension.

In den Sciencefiction Romanen und Filmen, in den Massenmedien unserer Zeit, werden intelligente Maschinen seltsam verklärt, geradezu mystisch überhöht wie in einer neuen Weltreligion. Roboter, Computer, intelligente Algorithmen der Zukunft können nicht nur alles, sie können es selbstverständlich auch viel besser als wir, die Menschen. Erklärungen dafür liefert bislang niemand. Selbst in den Hochglanzdokumentationen von Arte findet man nur schöne Bilder, keine wirklichen Fragen, keine wirklichen Erklärungen, null Problembewusstsein. Sektenmitglieder der neuen Weltreligion ‚die intelligente Maschine‘ könnten es möglicherweise nicht besser machen: Ist dies staatlich finanzierte Propaganda des Unsinns?

Für das Experiment No.2 werden wir beginnen, reale Dialoge mit den Maschinen als Teil der Performance einzubauen. Keine Fakes. Wir werden es einfach tun, und dann im Anschluss darüber mit den Teilnehmern des Abends darüber diskutieren: Was ist passiert? Was haben wir gemacht? Wie ist dies möglich? kann es noch besser sein? Wo liegen die Unterschiede zwischen Menschen und Maschinen, wo die Ähnlichkeiten? Sind wir nicht letztlich auch nur Maschinen?

ORTE UND TERMINE

Wir suchen ab 21.1.16 aktiv nach einem möglichen Aufführungsort; im Moment denken wir an ein Kunst- oder Technikmuseum mit interessanten Räumen. Sobald wir den Raum haben, werden wir den Termin festlegen. Da wir unser PHILOSOPHY-IN-CONCERT Projekt als einen Prozess verstehen, machen wir nicht erst ein neues Konzept und suchen dann den Termin, sondern wir suchen uns einen öffentlichen Anlass, auf den hin wir unsere künstlerischen Aktivitäten ausrichten. Was immer wir inszenieren, es hat seinen Sinn niemals nur ‚in sich‘, sondern in dem kommunikativen Ereignis des Aufzeigens, Aufnehmens und diskursiven Verdauens.

HACKERCODING – TURN IT INTO MUSIC – Part2

Transformationsprozesse ausgehend von den Hacker IP-IDs
Transformationsprozesse ausgehend von den Hacker IP-IDs

Die spontane Idee, die Hacker IP-IDs als Ausgangspunkt zu nehmen für mögliche Generierungen von Sounds, Images und/ oder Texten erweist sich als interessanter Gedanke. Mindestens folgende Abbildungsprozesse (mappings) wären involviert:

  1. Transform1 : IP-IDs —> SOUND
  2. Stimulation : SOUND —> USER
  3. PerceptionAssociate: SOUND —> EMOTIONS u X

Mit einer Abbildung Transform1 (1) würden die IP-IDs in Sound verwandelt (wie auch immer). Dieser Sound könnte einen Benutzer stimulieren (2). Ein so stimulierter Benutzer kann den Sound wahrnehmen (Perception) und das Wahrgenommene mit irgendetwas assoziieren. Standadmäßig sind dies irgendwelche Emotionen; es können aber auch personenabhängig viele andere (= X) interne Zustände aktiviert werden.

Entsprechendes würde für Bilder (Image) und Texte geschehen können.

  1. Transform2 : IP-IDs —> IMAGE
  2. Stimulation : IMAGE —> USER
  3. PerceptionAssociate: IMAGE —> EMOTIONS u X

Im Fall von Texten gäbe es die Besonderheit, dass Text (sofern die Worte bekannt erscheinen), auch irgendwelche Bedeutungen (Meaning) triggern.

  1. Transform3 : IP-IDs —> TEXT
  2. Stimulation : TEXT —> USER
  3. PerceptionAssociate: TEXT —> EMOTIONS u MEANING u X

Alle die Wahrnehmung-Assoziierungsinhalte würden sich im Rahmen der Aufmerksamkeit zu einer Gesamtheit vereinen, die mehr oder weniger miteinander verbunden ist. Auf jeden Fall treten sie gleichzeitig auf:

  1. Awareness = { (EMOTIONS u X)_sound, (EMOTIONS u X)_image, (EMOTIONS u MEANING u X)_text }

Dies bedeutet, selbst wenn jeder den gleichen Sound, das gleiche Bild (oder Bildfolgen) und den gleichen Text aus den Hacker IP-IDs erzeugen würde (was unwahrscheinlich ist), selbst dann wäre das Ergebnis in jedem Hörer anders. Was würde es dann bedeute, wenn der eine Benutzer das Ergebnis ’super‘ fände und der andere ‚grauenhaft‘? Wäre es eine Aussage über den auftretenden Sound + Bild(er) + Text oder wäre es ehr eine Aussage über den Benutzer, wie er dies verarbeiten würde?

Woran sollte sich jetzt ein Künstler orientieren?

cagentARTIST wird erst mal probieren, was passiert. Dann kann man diskutieren.

HACKERCODING – TURN IT INTO MUSIC

In der letzten Zeit häufen sich Versuche, den Blog von PHILOSOPHY-IN-CONCERT mit einer falschen Identität zu hacken. Hier die Liste von  IP-Identitäten aus der letzten Zeit, die zumindest Anhaltspunkte liefern, woher die Angriffe kommen. Besonders intensiv ist ein Teilnehmer, der sich über Aruba S.p.A. – Shared Hosting and Mail services (Stadt Bibiena, Toskana, Italien) einwählt. Beteiligt ist der Server

webxc23s06.ad.aruba.it

Was immer solche Hacker antreiben mag, einen Blog über Musik und Texte zu hacken, man kann dies als Anlass nehmen, daraus ein Stück zu generieren.

Mit Hilfe der IP-Identitäten kann man sowohl Musik wie auch Texte generieren:

200.195.33.42
62.149.143.72
2001:4802:7805:104:be76:4eff:fe20:907c
72167131115
198.72.182.233
72.32.47.177
69195124123
62.149.143.26
66147244226
208109181124
178.62.57.60
2a02:ee0:3::1:50
188.93.144.51
103.27.206.205
157.7.188.97
184.168.152.52
183.5.118.102
62.149.143.64
177185194131
162222227163
62.149.143.74
38.112.60.242

Was könnte da raus kommen? (Natürlich könnte  man dies auch in Bildcode umdeuten…).

Sobald ich Zeit habe, versuche ich das mal. Ist jemand anderes schneller?

Die Ergebnisse können wir hier gerne bekannt geben.

Herzliche Grüße,

cagentARTIST

 

PHILOSOPHY-IN-CONCERT und der ANGENEHME KLANG

KONTEXT

  1. Nach ersten Experimenten mit PiC No.1 und No.1b stellt sich die Frage, wie weiter. Fernziel ist und bleibt (i) philosophische und wissenschaftliche Inhalte zu kommunizieren sowie (ii) auf Dauer ein hybrides Team zu realisieren, in dem neben menschlichen Musikern auch Algorithmen künstlerisch mitwirken.
  2. Zugleich gibt es das Bekenntnis zum unendlichen Klangraum, das beinhaltet, dass man sich nicht auf jene Klangteilräume einschränkt, die bekannt oder gar populär sind.

KONFLIKT GEFÄLLIGKEIT

  1. Hier tut sich aber ein erster Konflikt auf: die möglichen Zuhörer zerfallen in viele Teilgruppen mit unterschiedlichem Musikgeschmack, wobei der Prozentsatz derjenigen, die gängige Rhythmen oder Harmonien oder Melodien hören wollen, deutlich überwiegt. Möchte man diese Zuhörer erreichen, dann ist es keine gute Strategie, sich in Klangteilräumen zu bewegen, die die meisten als unbekannt, fremdartig, unangenehm und ähnlich erleben. Andererseits wollen die neuen Inhalte nicht so verpackt sein, dass die Zuhörer gerne zuhören, weil es angenehm klingt, unabhängig davon, was da so gesagt wird.
  2. Es muss also ein Mittelweg gefunden werden zwischen hörbar für die meisten und irgendwie doch noch neu.
  3. Aufgrund der großen Vielfalt und Streuungen an Musikstilen und -formen gibt es keine klare Grenze von bekannt und gefällig aufhört und unbekannt und sperrig anfängt.

KONFLIKT INHALT – KLANG

  1. Ein anderer Konflikt besteht zwischen möglichen textlich induzierten Inhalten und möglichem Klang. Klang als solcher hat keine direkte Beziehung zu Texten oder durch Texte induzierte Bedeutungen. Diese Beziehung kommt indirekt durch Hörer ins Spiel: jeder Hörer hat aufgrund der Sprachen, die er gelernt hat, nicht nur bestimmte Klänge, die sich mit seinem Sprechen verbinden, sondern darüber hinaus auch bestimmte Bedeutungen, die sich in seinem Kopf automatisch aktivieren, wenn er selber spricht oder gesprochene Sprache hört. Aktivierte sprachliche Bedeutung im Kontext gesprochener Sprache interagiert dann mit anderen gehörten Klängen.
  2. Vom Ansatz her gibt es keine vorgegebenen Muster, wie man sprachlichen Klang samt induzierter sprachlichen Bedeutung mit Klang als solchen kombinieren sollte.
  3. In jeder Kultur finden sich aber Muster, wie Menschen sprachlichen Klang als Sprechgesang oder in gesungener Form mit Klang verbunden haben.
  4. Neben ganz einfachen Formen finden sich immer komplexere Strukturen, die Rhythmus, Harmonien, Melodien und mehr benutzen, um ein Gesamtereignis zu formen, in denen die induzierte sprachliche Bedeutung bisweilen keine wirkliche Rolle mehr spielt. Mit der Verfügbarkeit von neuen Bewegtbild Techniken hat man sogar den Eindruck, dass der Gesamtklang samt sprachlicher Bedeutung eher in den Hintergrund tritt gegenüber den visuellen Elementen.
  5. Die Grundsatzentscheidung liegt also schon im Vorfeld: (i) gesprochene Sprache und Klang ohne visuellen Elemente oder (ii) gesprochene Sprache mit visuellen Elementen; visuell nochmals unterschieden nach statischen Einzelbildern oder bewegten Bildfolgen. Hier nochmals unterscheidbar nach live gespielt (Theater) oder elektronisch aufgezeichnet (Video, Film). Vom einfachen Lied zum komplexen situierten Spiel (Theater, Oper…) gibt es viele Varianten.

KOMPLEXER KODE – WELCHER INHALT

  1. Die Frage bleibt: was will man erreichen? Will man mittels der Sprache und der induzierten Bedeutung primär nur informieren (aufklären) oder will man über die Information hinaus auch unterhalten bzw. emotional engagieren?
  2. Die Tatsache, dass große Massen zu einem Ereignis pilgern, ist ambivalent. Fußball, politisch-demagogische Reden, diverse Pop- und Schlagerkonzerte in Stadien, … die Anlässe können unterschiedlich sein, die massenhafte Wirkung ist gleich.
  3. Andererseits, ohne ein Minimum an emotionalem Anspruch, an Gefallen, an Spannung und Erregung, wird ein Ereignis auch keine Wirkung erzielen; dann findet keine Kommunikation statt.
  4. Welche Kommunikationsform eignet sich also, um philosophisch-wissenschaftliche Inhalte hinreichend unterhaltsam, spannend, anregend zu vermitteln?
  5. Im direkten Vergleich zwischen PiC No1b beim SKOP-Festival mit z.B. einer reinen Interface bezogenen Performance wurde das Format PiC 1b auf jeden Fall bevorzugt. Doch im direkten Vergleich mit einer populären Konzertveranstaltung mit PiC 1 oder 1b haben PiC 1 oder 1b keinerlei Chance. PiC 1 oder 1b wirken viel zu beliebig, haben schlechte Qualität im Detail.

TO DOS FÜR 2016

  1. Für die nächsten Experimente von PHILOSOPHY-IN-CONCERT in 2016 müssen einige neue Gestaltungselemente eingeführt werden, die die Botschaft von PiC intensivieren. Klare Richtlinien dafür gibt es nicht und wird es auch nicht geben können. Wir werden einiges ausprobieren müssen.

PHILOSOPHY-IN-CONCERT Exercise 1b beim SKOP-Festival Frankfurt 12Dez2015

Vorabinformation:

Die nächste Performance im Format PHILOSOPHY-IN-CONCERT findet statt am

Sa, 12.Dezember 2015, 20:00h

im Rahmen des SKOP-Festivals in der

Academy of Visual Arts (AVA)

Ostparkstraße 47 – 49,

Frankfurt am Main

Titel:

PHILOSOPHY-IN-CONCERT Exercise 1b

Ursprünglich war dies geplant mit Gerd Doeben-Henisch (cagentARTIST) und Tobias Schmitt (acrylnimbus). Tobias hatte leider übersehen, dass er sich in dieser Zeit auf Europatournee befindet… Was nützen die besten elektronischen Kalender, wenn …

Jetzt wird cagentARTIST solo auftreten mit einem gegenüber dem 1.Dez.2015 deutlich veränderten Programm. Erfahrungen nehmen zu, Reflexionen schreiten voran, Ideen passieren halt.

Gerd und Peter Wiessenthaner vor Beginn 12.Dez.2015
Gerd und Peter Wiessenthaner vor Beginn 12.Dez.2015

PROGRAMM

Zunächst gab es eine beeindruckende Performance von Thomas Maos (siehe Bild unten)

Dann folgte PHILOSOPHY-IN-CONCERT Exercise1b

Dann zeigte Mia Zabelka, was man mit einer Stimme und einer Violine an interessanten Klängen hervorzaubern kann (siehe Bild unten).

*****

(Anmerkung: Ich war die ganze Woche vorher krank und am Abend in einem ‚grenzwertigen‘ Zustand; es hat aber alles funktioniert und am nächsten Tag gab es zum Glück keine Rückfall … (Musik heilt :-))

(Anmerkung 2: Ich hatte vergessen, die Aufnahmetaste für das Live-Recording zu drücken …. daher hier nicht der Live-Sound sondern die Studioversionen … (man lernt dazu))

BEGRÜSSUNG — STORY DAHINTER (neu)(3 Min)

WIR SIND DA – OHNE GEBRAUCHSANLEITUNG (neu) (5 Min)

Gerd während des Auftritts 12.Dez.2105
Gerd während des Auftritts 12.Dez.2105

LEBEN ERSTEHT – MENSCHENKRIEGE (1.Dez.15) (7 Min)

MAILBOX AUS DER EWIGKEIT (1.Dez.15, überarbeitet) (5 Min)

MASCHINENTALK (neu) (5 Min)

FRAGE, AUF DIE WIR DIE ANTWORT SIND (neu) (4:16 Min)

(Feedback an cagentartist@philosophy-in-concert.org)

WEITERE BILDER

Umfeld einer Gitarre - das mobile Klanglabor von Thomas Maos
Umfeld einer Gitarre – das mobile Klanglabor von Thomas Maos (Bild von S.Schraebler)
Auch eine elektrische Violine verträgt elektronische Zuarbeiter - Equipment von Mia Zabelka
Auch eine elektrische Violine verträgt elektronische Zuarbeiter – Equipment von Mia Zabelka (Bild von S.Schraebler)
Erleichterung bei Gerd, nachdem ein kaputter USB-Hub als Störenfried entdeckt worden war; Peter freut sich natürlich auch
Erleichterung bei Gerd, nachdem ein kaputter USB-Hub als Störenfried entdeckt worden war; Peter freut sich natürlich auch (Bild von S.Schraebler)

 

NACHGEDANKEN ZUM EREIGNIS

ECHTZEIT

Das Hauptthema des SKOP-Festivals 2015 war eigentlich ‚Echtzeit‘ – bezogen auf die Interaktion zwischen einem Klangerzeuger, seinen elektronischen Geräten und dem Klang, der dabei entsteht. In diesem Sinne waren die Auftritte von Thomas Maos mit seiner Gitarre und von Mia Zabelka mit elektrischer Violine direkt zum Thema und beeindruckend.  Für Besucher ohne entsprechende ‚Vorerfahrungen‘ mit solchen Klangexperimenten war es eher ‚hart‘, für jene, die soetwas kennen oder es gar selbst praktizieren, war es ein intensives Erlebnis, da sowohl Maos als auch Zabelka wirklich sehr fantasievolle, engagierte Miniexerimente vorstellten, die Klänge hervorbrachten, die man sonst wohl kaum zu hören bekommt.

Vor diesem Hintergrund wirkte die konkrete Performance von PHILOSOPHY-IN-CONCERT auf den ersten Blick eigentlich fehl am Platze. Allerdings gibt es ja nicht nur die Interaktion zwischen Klangerzeuger, elektronischen Geräten und Klang, sondern auch noch zwischen Klang und Körperinterface zum menschlichen Hörer.  An dieser Hörerschnittstelle hat ein Klang seine spezifische Wirkung. Vermischt sich der Klang mit Wortelementen, denen man eine sprachliche Bedeutung zuordnen kann, verändert dies beim Hörer das gesamte Klangfeld nachhaltig: die durch Worte induzierte potentiell sprachliche Bedeutung wirkt wie ein Magnetfeld auf den Restklang; dieser löst sich zwar nicht vollständig auf, aber er ist einfach nicht mehr ‚er selbst‘, nicht mehr ’nur Klang‘. Wie genau diese Wirkung ist, hängt vom Hörer und seinen Bedeutungspotentialen ab. Die PHILOSOPHY-IN-CONCERT Performance verstand sich in diesem Sinne als ein Echtzeitexperiment zwischen Wort-angereichertem-Klangfeld in Interaktion mit dem Hörer.

INTERFACE – ALS MÖGLICHKEIT

Jedes Interface hat einen ambivalenten Charakter: es ermöglicht bestimmte Interaktionen, sprich Klänge, und repräsentiert damit ein bestimmtes Potential, einen bestimmten potentiellen Klangraum. In diesem Sinne boten die elektronischen Geräte von Maos und Zabelka jeweils sehr spezifische Klangräume zur Nutzung an, die von beiden Künstlern intensiv genutzt wurden. Ohne das jeweilige Interface wären diese Klänge kaum oder garnicht möglich.

Auch die Kombination von softwarebasierten Klangräumen bei cagentARTIST kombiniert mit bestimmten Texten eröffneten Ereignis- und Bedeutungsräume, die so ohne dieses Interface nicht möglich wären. Die Reaktionen von Hörern waren auch z.T. sehr positiv.

INTERFACE – ALS GEFÄNGNIS

Man muss aber auch sehen, dass jedes Interface auch eine Art ‚Gefängnis‘ sein kann: die möglichen Klänge sind auch die einzigen Klänge. Man kommt aus dem Interface-Raum auch nicht mehr heraus. Man kann sich darin austoben. Die Frage ist nur, wie wirkt dies auf die potentiellen Hörer?

Im Falle ambitionierter Klangexperimente wie an diesem Abend von Maos und Zabelka vorgeführt, besteht die Gefahr, dass man sich in der Besonderheit der Effekte verliert und dem Hörer keine größeren Muster, Zusammenhänge anbietet, in denen die Effekte einen möglichen Kontext finden können.

Entsprechend war die Schwäche der PHILOSOPHY-IN-CONCERT Performance an diesem Abend ihrer geringer Live-Charakter. Aufgrund der besonderen Umstände zwar verständlich, fehlte dieser Performance daher dieses gewisse ‚Live-Etwas‘ . Andererseits waren in dieser Performance die einzelnen Spezialeffekte eingebunden in größere Abfolgen, Muster, Teil einer ‚inhaltlichen Linie‘, die den einzelnen Effekten keine zu große Dominanz verlieh.

WIE WEITER ?

Mit Blick auf das Format von PHILOSOPHY-IN-CONCERT stellt sich die Frage, wie geht es jetzt weiter?

Die beiden Auftritte vom 1.12. und 12.12.2015 zeigten ja bislang nur einen kleinen Teil dessen, was angedacht ist.

Generell existiert kein ‚Leistungsplan‘ nach dem bis zu einem bestimmten Termin eine bestimmte ‚Leistung‘ erbracht werden soll.

Allerdings gibt es eine Leitvision, nach der wir eine hybride Künstlergruppe aus Menschen und intelligenten Maschinen realisieren wollen, die miteinander und für andere Klangräume erschaffen und darin philosophische und wissenschaftliche Inhalte kommunizieren.

Diese Gruppe soll real live auftreten. Allerdings möchten wir dies kombiniert sehen mit unserer interaktiven Lernweltenplattform, in der wir eine eigene Region PHILOSOPHY-IN-CONCERT aufbauen werden, die rund um die Uhr eine Performance im Stil von PHILOSOPHY-IN-CONCERT realisiert. Diese virtuelle Performance ist einerseits unabhängig von realen Aftritten, soll aber mittelfristig mit realen Auftritten interagieren.

Außerdem ist das Team hinter PHILOSOPHY-IN-CONCERT offen; die Formation ist nicht ‚festgebacken‘. Ideen und Knowhow aus allen Richtungen sind willkommen.

PHILOSOPHIE DES PERFORMANCE FORMATES ‚PHILOSOPHY-IN-CONCERT‘

 

  1. Philosophie versucht im Medium des gesprochenen und geschriebenen Gedankens Bilder von der Welt zu finden und zu denken, die wahre Strukturen enthüllen. Hierin ähnelt sie den modernen Wissenschaften. Diese sind allerdings in ihrem Selbstverständnisses spezieller und versuchen durch Setzen von Voraussetzungen einen Rahmen und eine Transparenz zu sichern. So fruchtbar diese Strategie im einzelnen ist, so sperrt sich diese Art von Denken freiwillig in einen Käfig, der nicht das Ganze repräsentiert. Hier ist die Verantwortung der Philosophie gefragt: im philosophischen Denken gibt es keine vereinbarte Voraussetzungen, keine vereinbarte Grenzen. Im philosophischen Denken darf und muss alles gefragt werden können, auch die Frage nach den eigenen Voraussetzungen ist erlaubt.
  2. In dieser selbst verordneten Freiheit des philosophischen Denkens kann uns die Welt in großer Vielfalt und Tiefe begegnen; man kann sich allerdings auch verrennen, verirren, verstricken in einem Dickicht von widerstreitenden Aspekten.
  3. Die großen philosophischen Werke sind als Lektüre keine leichte Kost; sie verlangen viel Zeit, Geduld, Gedankenschärfe, Mitdenken, Nachdenken, eigene Recherchen. Gibt es einen anderen Weg die Gedanken sichtbar zu machen, sie an die Menschen heranzutragen?
  4. Jedes Wissen beginnt im Staunen, im Wundern, in der Frage ‚Muss das so sein?‘, ‚Warum ist das so‘?‘.
  5. Es kann helfen, die Türen zum anderen Sehen, Hören, Wahrnehmen durch solch ein Staunen zu öffnen.
  6. Hierin ist die Philosophie nicht alleine unterwegs. Die Kunst jenseits von Handwerklichkeit und individueller Meisterschaft war und ist immer schon der große Wegbereiter zur anderen Wahrnehmung, zum neu Erleben.
  7. Und doch – ein poetischer Text, eine poetische Sprache aus dem Geist des philosophischen Denkens ist letztlich anders als ein poetischer Text, der sich selbst im Spiel des Klangs, im Spiel der Assoziationen genügt.
  8. Ein poetisch-philosophischer Text kommt aus der denkerisch erschlossenen Wahrheit und sucht sich die klingenden Worte, Wortbilder, Wortmuster wie die Klänge einer musikalischen Struktur, die jenseits des einzelnen Klangs wirksam ist. Poetisch-philosophische Texte bilden die sprachlichen Ereignisse einer übergreifenden Gedankenmelodie, die nicht vollständig präzise daherkommt, aber auch nicht willkürlich assoziierend. Ein poetisch-philosophischer Text gleicht einem niederschwelligen Angebot an unsere Vernunft, aus der Begegnung, aus dem Erstaunen der sich ereignenden Worte anzuregen, weiter zu denken, weiter zu sprechen. Der gemeinsame Diskurs ist die natürliche Reaktion auf das Erleben poetisch-philosophischer Texte.
  9. Im Performance Format PHILOSOPHY-IN-CONCERT wird dieser Gedanke der poetisch-philosophischen Texte aufgegriffen und ergänzt um einen Klangraum, in den die poetisch-philosophischen Texte eingebettet werden.
  10. Dieser Klangraum versteht sich im Sinne des MANIFEST DES UNENDLICHEN KLANGRAUMES – Vorrede zu Philosophy-In-Concert Exercise 1b – SKOP 12.Dezember 2015. Im Performance Format PHILOSOPHY-IN-CONCERT legen wir uns auf keine Teilmenge des unendlichen Klangraums fest sondern bewegen uns im unendlichen Klangraum programmatisch ‚frei‘: jede Veranstaltung wird anders sein; selbst das gleiche Thema, sofern wir es nochmals aufgreifen, wird beim nächsten Mal anders daher kommen.
  11. Mit diesem Verhalten versuchen wir indirekt eine Botschaft zu leben, die dem entspricht, wie das Leben auf dem Planeten Erde seit 4 Milliarden Jahren seine Existenz, seinen Weg sucht: morgen ist alles anders als heute! Keiner weiß wirklich wie es morgen sein wird. Die einzige Chance einer Zukunft für das Leben ist, das Heute wegzuwerfen und auf immer wieder neuen Wegen das Neue zu suchen. Das Neue ist ein Ganzes, dessen Ausmaß und Gestalt das individuelle Begreifen übersteigt.

MANIFEST DES UNENDLICHEN KLANGRAUMES – Vorrede zu Philosophy-In-Concert Exercise 1b – SKOP 12.Dezember 2015

PHILOSOPHY-IN-CONCERT Exercise 1b auf dem SKOP-Festival 12.Dezember 2015

VORREDE

Die Zeit ist noch nicht lang her,
da brauchte man zur Klangerzeugung konkrete Geräte, Instrumente,
die physikalisch Klang erzeugen,
dazu einen Spieler, der es kann,
bei komplexen Klangereignissen  viele Spieler,
zusätzlichen einen Klangmanager, den Dirigenten,
und sehr viel Geld, um ein Orchester finanzieren zu können.
Das konnten sich nur ganz wenige leisten.

Dann kamen die Maschinen des Klangs,
dann kam die Software, die mathematisch Klänge benennen konnte, die noch nie zuvor ein Mensch gehört hatte,
Klänge in einer Komplexität, die zuvor unvorstellbar waren,
zu einem Preis, der jedem Interessierten ein Orchester schenkte,
auch zwei, auch drei, oder mehr

So, wie die Menschen entdecken mussten, dass das physikalische Universum nicht nur unendlich groß erscheint, sondern sich real in jedem Moment mit großer Geschwindigkeit weiter ausdehnt,
so müssen wir heute feststellen, dass das heute dem Menschen zugängliche Universum des Klangs sich ebenfalls durch die neuen Klangmaschinen in einem Umfang ausgedehnt hat, der das Begreifen unserer 100 Milliarden Gehirnzellen real übersteigt.

Die bekannten Klangstrukturen der Vergangenheit, der Kulturen,
so vielfältig,
so bunt sie erscheinen mögen,
verglichen mit der neuen Unendlichkeit wirken sie wie verlorenen Farbtupfer in der schwarzen Unendlichkeit eines möglichen Raumes,
der sich in jedem Moment für jeden einzelnen
schlagartig in ein Inferno von Klängen verwandeln kann,
in einen Sturm, Orkan, in ein Säuseln, Wispern, Hauchen,
Klänge, die wir nie zuvor gehört haben,
oder auch Vertrautes, Altbekanntes, das wir gerne nochmal hören wollen,
weil es unser Herz wärmt.
Eine Melodie, die durch die Luft daherkommt, umfassend, intensiv, durch das Ohr in unser Gehirn eindringt und unser Gefühl zum Platzen bringt.

Das ist die neue Klangrevolution,
in der das Alte nicht verschwindet,
aber in seiner Bedeutung neu definiert werden muss.
Wir befinden uns am Beginn der Ära eines neuen Klangrausches,
in einer Zeit der neuen Klangpioniere,
der neuen Raumfahrer des Klangs, Klangastronauten,
neugierige, wagemutige, verrückte und doch auch coole Typen, die auf den Schwingen von Klangmaschinen in die unbekannten Unendlichkeiten des Klanguniversums reisen ohne zu wissen, was ihnen begegnen wird, ohne zu wissen, ob sie jemals wieder die vertrauten Klänge der Vergangenheit hören können wie früher.

Wahrscheinlich nicht.
Diese Klangreisen in die neue Unendlichkeit, sie verändern jeden Klangreisenden nachhaltig.
Wer jemals das Neue gekostet hat, das Neue berührt und gespürt hat, der wird selbst anders;
sein Klanggedächtnis, sein Klangfühlen unterläuft eine Metamorphose nach der anderen, und was immer er hört – er hört es als Veränderter, als Bürger eines neuen Klanguniversums,
dessen Gesetze noch kaum jemand kennt,
dessen Schönheit explosiv zwischen allem lauert,
auf Entdecktwerden wartet.

Wir schreiben das Jahr 2015,
es ist nicht mehr der Anfang des Anfangs,
und doch  ist es noch sehr viel Anfang,

denn die große Mehrheit der Menschen weiß noch nicht , dass es angefangen hat ….

THEORIE-SPEZIFIKATION

Kontext von Philosophy-In-Concert sowie Anforderungen für die ersten Aufführungen
Kontext von Philosophy-In-Concert sowie Anforderungen für die ersten Aufführungen

ABSICHT 18.Sept.2015

In der ersten Sitzung zur Vorbereitung der ersten Aufführung am 1.Dezember 2015 wurde zunächst der Kontext des Projektes geklärt und dann wurden erste Anforderungen für die erste Aufführung formuliert. Die Idee ist, dass wir als Künstler die Vision von Philosophy-In-Concert schrittweise, experimentell entwickeln.

KONTEXT

Die Unternehmung Philosophy-In-Concert sieht sich als die künstlerische Seite zum Emerging-Mind Projekt des INM (Frankfurt). Dort geht es um die grundsätzliche Auseinandersetzung zur Zukunft des Verhältnisses von Mensch und (intelligenter) Maschine in den Bereichen Philosophie-Wissenschaft, Softwarebeispiele sowie Kunst. Philosophy-In-Concert ist genau eine Ausprägung dieser künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Thema.

Das Emerging-Mind Projekt wiederum gehört in den größeren Kontext der Emerging-Life Akademie, ebenfalls ein Projekt des INM (Frankfurt). In der Akademie zum Thema ‚emergentes Leben‘ werden die Phänomene Mensch/ Menschheit, Gesellschaft und Technologie im Kontext des Naturprozesses analysiert und diskutiert. Das Thema Mensch – (Intelligente) Maschine ist in diesem größeren Kontext ein Spezialthema, wenngleich vielleicht ein sehr zentrales.

Schließlich ist auch noch der Blog ‚Philosophie Jetzt‘ zu nennen. Alle die zuvor genannten Projekte sind aus Diskussionen in und um diesen Blog hervorgegangen. Auch finden auf diesem Blog weiterhin wichtige Diskussionen statt.

ERSTE ANFORDERUNGEN

Die beteiligten Künstler sind sich einig, dass Sie das Projekt Philosophy-In-Concert als einen experimentellen Prozess sehen, innerhalb dessen sie ihr Verständnis von ‚Open-Space Music‘ einbringen und schrittweise entwickeln möchten. Es gibt viele Vorgehensweisen, wie man dies tun kann; die Künstler werden ganz frei von unterschiedlichen Vorgehensweisen Gebrauch machen. Die Künstler verstehen sich zudem bewusst als ‚Menschen‘ im Gegenüber zu ‚(intelligenten) Maschinen‘, die in das Geschehen einbezogen werden sollen. Ferner sind sie sich der durchgängigen Dualität von Ereignis extern zu einem Menschen und intern im Menschen bewusst. Das gleiche externe Ereignis kann ganz unterschiedliche interne Ereignisse in einem Menschen bewirken. Der Start soll so puristisch wie möglich sein: neben Klang sollen nur Texte benutzt werden, sowohl gesprochen wie visuell lesbar. Ferner soll der ‚Live‘-Charakter so groß wie möglich sein. Mögliche Wiederholungen einer Aufführung sollten, falls überhaupt, so zeitnah wie möglich stattfinden, da ansonsten der Entwicklungsprozess bis zu einer weiteren Aufführung schon zu weit vorangeschritten sein kann. Alle Aufführungn sollen zumindest als Klangereignis aufgezeichnet werden.