NÄCHSTES EXPERIMENT: No.2

EREIGNISSE SEIT 1.12.15

Am Freitag den 15.Januar 2016 hatten Tobias und ich das erste gemeinsame Treffen nach dem Experiment No.1. Zwischenzeitlich gab es ja am 12.12.15 das Experiment No.1b, das ich alleine bestreiten musste, da Tobias auf Europatournee war. Am 3.Januar 16 hatte ich dann schon mal eine erste Nachreflexion zu Experiment No.1+1b eingeschoben.

RICHTUNG

Die Frage war, wo wir stehen, wo wir hinwollen, und wie.

Ein Orientierungspunkt war das Bekenntnis zum offenen Klangraum. Dahinter wollten wir auf keinen Fall zurück.

Zugleich war klar, dass das Performance-Format PHILOSOPHY-IN-CONCERT auch ein Bekenntnis zur Kommunikation ist, zu einer Botschaft, zum Kerngeschäft von Philosophie und Wissenschaft, zu einer künstlerischen Vermittlung von diesen Inhalten.

Daraus folgt ganz klar, dass wir neben dem allgemeinen Sound auch immer und wesentlich bedeutungsassoziierenden Sound haben müssen, gesprochene Sprache.

Die Reflexionen vom 3.Januar zum angenehmen Klang lassen anklingen, was alles involviert sein kann.

Nach einigen gedanklichen Kurven war klar, dass die Komposition von bedeutungsfreiem und bedeutungsassoziierenden Klang nicht das Abgleiten in gefällige Mainstreammuster beinhalten sollte. Wahre Kunst braucht einen minimalen Grad an Originalität, Kreativität, Innovation, um dem Andruck der Zukunft Raum zu geben. Dies geht normalerweise nicht ohne ein Minimum an Nicht-Gefälligkeit einher, ein Minimum an Reibung und Aufwand von Neuem. Rattenfänger erkennt man daran, dass sie maximal gefällig sind (oder sie haben so viel Macht, dass sie alles radikal autoritär durchzusetzen versuchen).

ERSTE GEDANKEN

Für das nächst Konzert wollen wir dann ernst machen mit der Einbeziehung der Maschinendimension.

In den Sciencefiction Romanen und Filmen, in den Massenmedien unserer Zeit, werden intelligente Maschinen seltsam verklärt, geradezu mystisch überhöht wie in einer neuen Weltreligion. Roboter, Computer, intelligente Algorithmen der Zukunft können nicht nur alles, sie können es selbstverständlich auch viel besser als wir, die Menschen. Erklärungen dafür liefert bislang niemand. Selbst in den Hochglanzdokumentationen von Arte findet man nur schöne Bilder, keine wirklichen Fragen, keine wirklichen Erklärungen, null Problembewusstsein. Sektenmitglieder der neuen Weltreligion ‚die intelligente Maschine‘ könnten es möglicherweise nicht besser machen: Ist dies staatlich finanzierte Propaganda des Unsinns?

Für das Experiment No.2 werden wir beginnen, reale Dialoge mit den Maschinen als Teil der Performance einzubauen. Keine Fakes. Wir werden es einfach tun, und dann im Anschluss darüber mit den Teilnehmern des Abends darüber diskutieren: Was ist passiert? Was haben wir gemacht? Wie ist dies möglich? kann es noch besser sein? Wo liegen die Unterschiede zwischen Menschen und Maschinen, wo die Ähnlichkeiten? Sind wir nicht letztlich auch nur Maschinen?

ORTE UND TERMINE

Wir suchen ab 21.1.16 aktiv nach einem möglichen Aufführungsort; im Moment denken wir an ein Kunst- oder Technikmuseum mit interessanten Räumen. Sobald wir den Raum haben, werden wir den Termin festlegen. Da wir unser PHILOSOPHY-IN-CONCERT Projekt als einen Prozess verstehen, machen wir nicht erst ein neues Konzept und suchen dann den Termin, sondern wir suchen uns einen öffentlichen Anlass, auf den hin wir unsere künstlerischen Aktivitäten ausrichten. Was immer wir inszenieren, es hat seinen Sinn niemals nur ‚in sich‘, sondern in dem kommunikativen Ereignis des Aufzeigens, Aufnehmens und diskursiven Verdauens.

HACKERCODING – TURN IT INTO MUSIC – Part2

Transformationsprozesse ausgehend von den Hacker IP-IDs
Transformationsprozesse ausgehend von den Hacker IP-IDs

Die spontane Idee, die Hacker IP-IDs als Ausgangspunkt zu nehmen für mögliche Generierungen von Sounds, Images und/ oder Texten erweist sich als interessanter Gedanke. Mindestens folgende Abbildungsprozesse (mappings) wären involviert:

  1. Transform1 : IP-IDs —> SOUND
  2. Stimulation : SOUND —> USER
  3. PerceptionAssociate: SOUND —> EMOTIONS u X

Mit einer Abbildung Transform1 (1) würden die IP-IDs in Sound verwandelt (wie auch immer). Dieser Sound könnte einen Benutzer stimulieren (2). Ein so stimulierter Benutzer kann den Sound wahrnehmen (Perception) und das Wahrgenommene mit irgendetwas assoziieren. Standadmäßig sind dies irgendwelche Emotionen; es können aber auch personenabhängig viele andere (= X) interne Zustände aktiviert werden.

Entsprechendes würde für Bilder (Image) und Texte geschehen können.

  1. Transform2 : IP-IDs —> IMAGE
  2. Stimulation : IMAGE —> USER
  3. PerceptionAssociate: IMAGE —> EMOTIONS u X

Im Fall von Texten gäbe es die Besonderheit, dass Text (sofern die Worte bekannt erscheinen), auch irgendwelche Bedeutungen (Meaning) triggern.

  1. Transform3 : IP-IDs —> TEXT
  2. Stimulation : TEXT —> USER
  3. PerceptionAssociate: TEXT —> EMOTIONS u MEANING u X

Alle die Wahrnehmung-Assoziierungsinhalte würden sich im Rahmen der Aufmerksamkeit zu einer Gesamtheit vereinen, die mehr oder weniger miteinander verbunden ist. Auf jeden Fall treten sie gleichzeitig auf:

  1. Awareness = { (EMOTIONS u X)_sound, (EMOTIONS u X)_image, (EMOTIONS u MEANING u X)_text }

Dies bedeutet, selbst wenn jeder den gleichen Sound, das gleiche Bild (oder Bildfolgen) und den gleichen Text aus den Hacker IP-IDs erzeugen würde (was unwahrscheinlich ist), selbst dann wäre das Ergebnis in jedem Hörer anders. Was würde es dann bedeute, wenn der eine Benutzer das Ergebnis ’super‘ fände und der andere ‚grauenhaft‘? Wäre es eine Aussage über den auftretenden Sound + Bild(er) + Text oder wäre es ehr eine Aussage über den Benutzer, wie er dies verarbeiten würde?

Woran sollte sich jetzt ein Künstler orientieren?

cagentARTIST wird erst mal probieren, was passiert. Dann kann man diskutieren.

HACKERCODING – TURN IT INTO MUSIC

In der letzten Zeit häufen sich Versuche, den Blog von PHILOSOPHY-IN-CONCERT mit einer falschen Identität zu hacken. Hier die Liste von  IP-Identitäten aus der letzten Zeit, die zumindest Anhaltspunkte liefern, woher die Angriffe kommen. Besonders intensiv ist ein Teilnehmer, der sich über Aruba S.p.A. – Shared Hosting and Mail services (Stadt Bibiena, Toskana, Italien) einwählt. Beteiligt ist der Server

webxc23s06.ad.aruba.it

Was immer solche Hacker antreiben mag, einen Blog über Musik und Texte zu hacken, man kann dies als Anlass nehmen, daraus ein Stück zu generieren.

Mit Hilfe der IP-Identitäten kann man sowohl Musik wie auch Texte generieren:

200.195.33.42
62.149.143.72
2001:4802:7805:104:be76:4eff:fe20:907c
72167131115
198.72.182.233
72.32.47.177
69195124123
62.149.143.26
66147244226
208109181124
178.62.57.60
2a02:ee0:3::1:50
188.93.144.51
103.27.206.205
157.7.188.97
184.168.152.52
183.5.118.102
62.149.143.64
177185194131
162222227163
62.149.143.74
38.112.60.242

Was könnte da raus kommen? (Natürlich könnte  man dies auch in Bildcode umdeuten…).

Sobald ich Zeit habe, versuche ich das mal. Ist jemand anderes schneller?

Die Ergebnisse können wir hier gerne bekannt geben.

Herzliche Grüße,

cagentARTIST

 

PHILOSOPHY-IN-CONCERT und der ANGENEHME KLANG

KONTEXT

  1. Nach ersten Experimenten mit PiC No.1 und No.1b stellt sich die Frage, wie weiter. Fernziel ist und bleibt (i) philosophische und wissenschaftliche Inhalte zu kommunizieren sowie (ii) auf Dauer ein hybrides Team zu realisieren, in dem neben menschlichen Musikern auch Algorithmen künstlerisch mitwirken.
  2. Zugleich gibt es das Bekenntnis zum unendlichen Klangraum, das beinhaltet, dass man sich nicht auf jene Klangteilräume einschränkt, die bekannt oder gar populär sind.

KONFLIKT GEFÄLLIGKEIT

  1. Hier tut sich aber ein erster Konflikt auf: die möglichen Zuhörer zerfallen in viele Teilgruppen mit unterschiedlichem Musikgeschmack, wobei der Prozentsatz derjenigen, die gängige Rhythmen oder Harmonien oder Melodien hören wollen, deutlich überwiegt. Möchte man diese Zuhörer erreichen, dann ist es keine gute Strategie, sich in Klangteilräumen zu bewegen, die die meisten als unbekannt, fremdartig, unangenehm und ähnlich erleben. Andererseits wollen die neuen Inhalte nicht so verpackt sein, dass die Zuhörer gerne zuhören, weil es angenehm klingt, unabhängig davon, was da so gesagt wird.
  2. Es muss also ein Mittelweg gefunden werden zwischen hörbar für die meisten und irgendwie doch noch neu.
  3. Aufgrund der großen Vielfalt und Streuungen an Musikstilen und -formen gibt es keine klare Grenze von bekannt und gefällig aufhört und unbekannt und sperrig anfängt.

KONFLIKT INHALT – KLANG

  1. Ein anderer Konflikt besteht zwischen möglichen textlich induzierten Inhalten und möglichem Klang. Klang als solcher hat keine direkte Beziehung zu Texten oder durch Texte induzierte Bedeutungen. Diese Beziehung kommt indirekt durch Hörer ins Spiel: jeder Hörer hat aufgrund der Sprachen, die er gelernt hat, nicht nur bestimmte Klänge, die sich mit seinem Sprechen verbinden, sondern darüber hinaus auch bestimmte Bedeutungen, die sich in seinem Kopf automatisch aktivieren, wenn er selber spricht oder gesprochene Sprache hört. Aktivierte sprachliche Bedeutung im Kontext gesprochener Sprache interagiert dann mit anderen gehörten Klängen.
  2. Vom Ansatz her gibt es keine vorgegebenen Muster, wie man sprachlichen Klang samt induzierter sprachlichen Bedeutung mit Klang als solchen kombinieren sollte.
  3. In jeder Kultur finden sich aber Muster, wie Menschen sprachlichen Klang als Sprechgesang oder in gesungener Form mit Klang verbunden haben.
  4. Neben ganz einfachen Formen finden sich immer komplexere Strukturen, die Rhythmus, Harmonien, Melodien und mehr benutzen, um ein Gesamtereignis zu formen, in denen die induzierte sprachliche Bedeutung bisweilen keine wirkliche Rolle mehr spielt. Mit der Verfügbarkeit von neuen Bewegtbild Techniken hat man sogar den Eindruck, dass der Gesamtklang samt sprachlicher Bedeutung eher in den Hintergrund tritt gegenüber den visuellen Elementen.
  5. Die Grundsatzentscheidung liegt also schon im Vorfeld: (i) gesprochene Sprache und Klang ohne visuellen Elemente oder (ii) gesprochene Sprache mit visuellen Elementen; visuell nochmals unterschieden nach statischen Einzelbildern oder bewegten Bildfolgen. Hier nochmals unterscheidbar nach live gespielt (Theater) oder elektronisch aufgezeichnet (Video, Film). Vom einfachen Lied zum komplexen situierten Spiel (Theater, Oper…) gibt es viele Varianten.

KOMPLEXER KODE – WELCHER INHALT

  1. Die Frage bleibt: was will man erreichen? Will man mittels der Sprache und der induzierten Bedeutung primär nur informieren (aufklären) oder will man über die Information hinaus auch unterhalten bzw. emotional engagieren?
  2. Die Tatsache, dass große Massen zu einem Ereignis pilgern, ist ambivalent. Fußball, politisch-demagogische Reden, diverse Pop- und Schlagerkonzerte in Stadien, … die Anlässe können unterschiedlich sein, die massenhafte Wirkung ist gleich.
  3. Andererseits, ohne ein Minimum an emotionalem Anspruch, an Gefallen, an Spannung und Erregung, wird ein Ereignis auch keine Wirkung erzielen; dann findet keine Kommunikation statt.
  4. Welche Kommunikationsform eignet sich also, um philosophisch-wissenschaftliche Inhalte hinreichend unterhaltsam, spannend, anregend zu vermitteln?
  5. Im direkten Vergleich zwischen PiC No1b beim SKOP-Festival mit z.B. einer reinen Interface bezogenen Performance wurde das Format PiC 1b auf jeden Fall bevorzugt. Doch im direkten Vergleich mit einer populären Konzertveranstaltung mit PiC 1 oder 1b haben PiC 1 oder 1b keinerlei Chance. PiC 1 oder 1b wirken viel zu beliebig, haben schlechte Qualität im Detail.

TO DOS FÜR 2016

  1. Für die nächsten Experimente von PHILOSOPHY-IN-CONCERT in 2016 müssen einige neue Gestaltungselemente eingeführt werden, die die Botschaft von PiC intensivieren. Klare Richtlinien dafür gibt es nicht und wird es auch nicht geben können. Wir werden einiges ausprobieren müssen.