- Philosophie versucht im Medium des gesprochenen und geschriebenen Gedankens Bilder von der Welt zu finden und zu denken, die wahre Strukturen enthüllen. Hierin ähnelt sie den modernen Wissenschaften. Diese sind allerdings in ihrem Selbstverständnisses spezieller und versuchen durch Setzen von Voraussetzungen einen Rahmen und eine Transparenz zu sichern. So fruchtbar diese Strategie im einzelnen ist, so sperrt sich diese Art von Denken freiwillig in einen Käfig, der nicht das Ganze repräsentiert. Hier ist die Verantwortung der Philosophie gefragt: im philosophischen Denken gibt es keine vereinbarte Voraussetzungen, keine vereinbarte Grenzen. Im philosophischen Denken darf und muss alles gefragt werden können, auch die Frage nach den eigenen Voraussetzungen ist erlaubt.
- In dieser selbst verordneten Freiheit des philosophischen Denkens kann uns die Welt in großer Vielfalt und Tiefe begegnen; man kann sich allerdings auch verrennen, verirren, verstricken in einem Dickicht von widerstreitenden Aspekten.
- Die großen philosophischen Werke sind als Lektüre keine leichte Kost; sie verlangen viel Zeit, Geduld, Gedankenschärfe, Mitdenken, Nachdenken, eigene Recherchen. Gibt es einen anderen Weg die Gedanken sichtbar zu machen, sie an die Menschen heranzutragen?
- Jedes Wissen beginnt im Staunen, im Wundern, in der Frage ‚Muss das so sein?‘, ‚Warum ist das so‘?‘.
- Es kann helfen, die Türen zum anderen Sehen, Hören, Wahrnehmen durch solch ein Staunen zu öffnen.
- Hierin ist die Philosophie nicht alleine unterwegs. Die Kunst jenseits von Handwerklichkeit und individueller Meisterschaft war und ist immer schon der große Wegbereiter zur anderen Wahrnehmung, zum neu Erleben.
- Und doch – ein poetischer Text, eine poetische Sprache aus dem Geist des philosophischen Denkens ist letztlich anders als ein poetischer Text, der sich selbst im Spiel des Klangs, im Spiel der Assoziationen genügt.
- Ein poetisch-philosophischer Text kommt aus der denkerisch erschlossenen Wahrheit und sucht sich die klingenden Worte, Wortbilder, Wortmuster wie die Klänge einer musikalischen Struktur, die jenseits des einzelnen Klangs wirksam ist. Poetisch-philosophische Texte bilden die sprachlichen Ereignisse einer übergreifenden Gedankenmelodie, die nicht vollständig präzise daherkommt, aber auch nicht willkürlich assoziierend. Ein poetisch-philosophischer Text gleicht einem niederschwelligen Angebot an unsere Vernunft, aus der Begegnung, aus dem Erstaunen der sich ereignenden Worte anzuregen, weiter zu denken, weiter zu sprechen. Der gemeinsame Diskurs ist die natürliche Reaktion auf das Erleben poetisch-philosophischer Texte.
- Im Performance Format PHILOSOPHY-IN-CONCERT wird dieser Gedanke der poetisch-philosophischen Texte aufgegriffen und ergänzt um einen Klangraum, in den die poetisch-philosophischen Texte eingebettet werden.
- Dieser Klangraum versteht sich im Sinne des MANIFEST DES UNENDLICHEN KLANGRAUMES – Vorrede zu Philosophy-In-Concert Exercise 1b – SKOP 12.Dezember 2015. Im Performance Format PHILOSOPHY-IN-CONCERT legen wir uns auf keine Teilmenge des unendlichen Klangraums fest sondern bewegen uns im unendlichen Klangraum programmatisch ‚frei‘: jede Veranstaltung wird anders sein; selbst das gleiche Thema, sofern wir es nochmals aufgreifen, wird beim nächsten Mal anders daher kommen.
- Mit diesem Verhalten versuchen wir indirekt eine Botschaft zu leben, die dem entspricht, wie das Leben auf dem Planeten Erde seit 4 Milliarden Jahren seine Existenz, seinen Weg sucht: morgen ist alles anders als heute! Keiner weiß wirklich wie es morgen sein wird. Die einzige Chance einer Zukunft für das Leben ist, das Heute wegzuwerfen und auf immer wieder neuen Wegen das Neue zu suchen. Das Neue ist ein Ganzes, dessen Ausmaß und Gestalt das individuelle Begreifen übersteigt.