Archiv der Kategorie: Klangalgorithmen

Logbuch vor Hamburg – 2

cagentArtist
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… Du hast 100.000 Möglichkeiten,  und musst Dich dann für eine entscheiden. Huuh. Unser ‚Eines‘ sieht dann so aus, wie auf der Skizze zu sehen ist.

 

 

Aber auch die Skizze lässt wieder viele tausend Varianten zu … Wie interpretieren wir die einzelnen Begriffe? Wie führen wir sie aus? Wie machen die Zuschauer mit? … ein offener Prozess. Spannend bis zum Schluß.

Wir freuen uns darauf 🙂

Bis dann,

in Hamburg.

NÄCHSTES EXPERIMENT: No.2

EREIGNISSE SEIT 1.12.15

Am Freitag den 15.Januar 2016 hatten Tobias und ich das erste gemeinsame Treffen nach dem Experiment No.1. Zwischenzeitlich gab es ja am 12.12.15 das Experiment No.1b, das ich alleine bestreiten musste, da Tobias auf Europatournee war. Am 3.Januar 16 hatte ich dann schon mal eine erste Nachreflexion zu Experiment No.1+1b eingeschoben.

RICHTUNG

Die Frage war, wo wir stehen, wo wir hinwollen, und wie.

Ein Orientierungspunkt war das Bekenntnis zum offenen Klangraum. Dahinter wollten wir auf keinen Fall zurück.

Zugleich war klar, dass das Performance-Format PHILOSOPHY-IN-CONCERT auch ein Bekenntnis zur Kommunikation ist, zu einer Botschaft, zum Kerngeschäft von Philosophie und Wissenschaft, zu einer künstlerischen Vermittlung von diesen Inhalten.

Daraus folgt ganz klar, dass wir neben dem allgemeinen Sound auch immer und wesentlich bedeutungsassoziierenden Sound haben müssen, gesprochene Sprache.

Die Reflexionen vom 3.Januar zum angenehmen Klang lassen anklingen, was alles involviert sein kann.

Nach einigen gedanklichen Kurven war klar, dass die Komposition von bedeutungsfreiem und bedeutungsassoziierenden Klang nicht das Abgleiten in gefällige Mainstreammuster beinhalten sollte. Wahre Kunst braucht einen minimalen Grad an Originalität, Kreativität, Innovation, um dem Andruck der Zukunft Raum zu geben. Dies geht normalerweise nicht ohne ein Minimum an Nicht-Gefälligkeit einher, ein Minimum an Reibung und Aufwand von Neuem. Rattenfänger erkennt man daran, dass sie maximal gefällig sind (oder sie haben so viel Macht, dass sie alles radikal autoritär durchzusetzen versuchen).

ERSTE GEDANKEN

Für das nächst Konzert wollen wir dann ernst machen mit der Einbeziehung der Maschinendimension.

In den Sciencefiction Romanen und Filmen, in den Massenmedien unserer Zeit, werden intelligente Maschinen seltsam verklärt, geradezu mystisch überhöht wie in einer neuen Weltreligion. Roboter, Computer, intelligente Algorithmen der Zukunft können nicht nur alles, sie können es selbstverständlich auch viel besser als wir, die Menschen. Erklärungen dafür liefert bislang niemand. Selbst in den Hochglanzdokumentationen von Arte findet man nur schöne Bilder, keine wirklichen Fragen, keine wirklichen Erklärungen, null Problembewusstsein. Sektenmitglieder der neuen Weltreligion ‚die intelligente Maschine‘ könnten es möglicherweise nicht besser machen: Ist dies staatlich finanzierte Propaganda des Unsinns?

Für das Experiment No.2 werden wir beginnen, reale Dialoge mit den Maschinen als Teil der Performance einzubauen. Keine Fakes. Wir werden es einfach tun, und dann im Anschluss darüber mit den Teilnehmern des Abends darüber diskutieren: Was ist passiert? Was haben wir gemacht? Wie ist dies möglich? kann es noch besser sein? Wo liegen die Unterschiede zwischen Menschen und Maschinen, wo die Ähnlichkeiten? Sind wir nicht letztlich auch nur Maschinen?

ORTE UND TERMINE

Wir suchen ab 21.1.16 aktiv nach einem möglichen Aufführungsort; im Moment denken wir an ein Kunst- oder Technikmuseum mit interessanten Räumen. Sobald wir den Raum haben, werden wir den Termin festlegen. Da wir unser PHILOSOPHY-IN-CONCERT Projekt als einen Prozess verstehen, machen wir nicht erst ein neues Konzept und suchen dann den Termin, sondern wir suchen uns einen öffentlichen Anlass, auf den hin wir unsere künstlerischen Aktivitäten ausrichten. Was immer wir inszenieren, es hat seinen Sinn niemals nur ‚in sich‘, sondern in dem kommunikativen Ereignis des Aufzeigens, Aufnehmens und diskursiven Verdauens.

MANIFEST DES UNENDLICHEN KLANGRAUMES – Vorrede zu Philosophy-In-Concert Exercise 1b – SKOP 12.Dezember 2015

PHILOSOPHY-IN-CONCERT Exercise 1b auf dem SKOP-Festival 12.Dezember 2015

VORREDE

Die Zeit ist noch nicht lang her,
da brauchte man zur Klangerzeugung konkrete Geräte, Instrumente,
die physikalisch Klang erzeugen,
dazu einen Spieler, der es kann,
bei komplexen Klangereignissen  viele Spieler,
zusätzlichen einen Klangmanager, den Dirigenten,
und sehr viel Geld, um ein Orchester finanzieren zu können.
Das konnten sich nur ganz wenige leisten.

Dann kamen die Maschinen des Klangs,
dann kam die Software, die mathematisch Klänge benennen konnte, die noch nie zuvor ein Mensch gehört hatte,
Klänge in einer Komplexität, die zuvor unvorstellbar waren,
zu einem Preis, der jedem Interessierten ein Orchester schenkte,
auch zwei, auch drei, oder mehr

So, wie die Menschen entdecken mussten, dass das physikalische Universum nicht nur unendlich groß erscheint, sondern sich real in jedem Moment mit großer Geschwindigkeit weiter ausdehnt,
so müssen wir heute feststellen, dass das heute dem Menschen zugängliche Universum des Klangs sich ebenfalls durch die neuen Klangmaschinen in einem Umfang ausgedehnt hat, der das Begreifen unserer 100 Milliarden Gehirnzellen real übersteigt.

Die bekannten Klangstrukturen der Vergangenheit, der Kulturen,
so vielfältig,
so bunt sie erscheinen mögen,
verglichen mit der neuen Unendlichkeit wirken sie wie verlorenen Farbtupfer in der schwarzen Unendlichkeit eines möglichen Raumes,
der sich in jedem Moment für jeden einzelnen
schlagartig in ein Inferno von Klängen verwandeln kann,
in einen Sturm, Orkan, in ein Säuseln, Wispern, Hauchen,
Klänge, die wir nie zuvor gehört haben,
oder auch Vertrautes, Altbekanntes, das wir gerne nochmal hören wollen,
weil es unser Herz wärmt.
Eine Melodie, die durch die Luft daherkommt, umfassend, intensiv, durch das Ohr in unser Gehirn eindringt und unser Gefühl zum Platzen bringt.

Das ist die neue Klangrevolution,
in der das Alte nicht verschwindet,
aber in seiner Bedeutung neu definiert werden muss.
Wir befinden uns am Beginn der Ära eines neuen Klangrausches,
in einer Zeit der neuen Klangpioniere,
der neuen Raumfahrer des Klangs, Klangastronauten,
neugierige, wagemutige, verrückte und doch auch coole Typen, die auf den Schwingen von Klangmaschinen in die unbekannten Unendlichkeiten des Klanguniversums reisen ohne zu wissen, was ihnen begegnen wird, ohne zu wissen, ob sie jemals wieder die vertrauten Klänge der Vergangenheit hören können wie früher.

Wahrscheinlich nicht.
Diese Klangreisen in die neue Unendlichkeit, sie verändern jeden Klangreisenden nachhaltig.
Wer jemals das Neue gekostet hat, das Neue berührt und gespürt hat, der wird selbst anders;
sein Klanggedächtnis, sein Klangfühlen unterläuft eine Metamorphose nach der anderen, und was immer er hört – er hört es als Veränderter, als Bürger eines neuen Klanguniversums,
dessen Gesetze noch kaum jemand kennt,
dessen Schönheit explosiv zwischen allem lauert,
auf Entdecktwerden wartet.

Wir schreiben das Jahr 2015,
es ist nicht mehr der Anfang des Anfangs,
und doch  ist es noch sehr viel Anfang,

denn die große Mehrheit der Menschen weiß noch nicht , dass es angefangen hat ….